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Testberichte der Zeitschrift
ÖKO-TEST (2006)
Als ÖKO-TEST 1994 zum ersten Mal Handys
und 1999 DECT-Schnurlostelefone testete, war die Aufregung
bei den Testern groß: Es wurde festgestellt, dass von den
Geräten erhebliche gesundheitliche Risiken ausgehen können.
Denn die digitale Übertragung im Mobilfunk funktioniert
mit gepulsten elektromagnetischen Feldern.
Seitdem hat sich nicht viel verändert. Die hochfrequenten
Strahlen der D- und E-Netze werden 217 mal pro Sekunde unterbrochen,
also mit 217 Hertz gepulst. Und genau das ist das Problem:
Studien ergaben, dass gepulste Strahlen unter anderem eine
Veränderung der Hirnströme, eine Beeinträchtigung der Blut-Hirn-Schranke,
erhöhtes Krebsrisiko, eine schwächere Immunfunktion und
Schlafstörungen verursachen können. Nach einer neuen Studie
in Großbritannien warnten Experten kürzlich davor,
Kinder mit dem Handy telefonieren zu lassen, da sie noch
sensibler auf die Strahlung reagieren als Erwachsene.
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Handy und UMTS
Die Zahl der Sendeanlagen, die für den Handy-Empfang notwendig
sind, steigt ständig. Dazu kommt: Die neue UMTS-Technik
braucht eine neue Funkinfrastruktur und damit zusätzliche
Basisstationen. Prognosen sprechen von 60000 zusätzlichen
UMTS-Stationen. Besorgt sind vor allem jene, die in der
Nähe solcher Anlagen wohnen. Die gesetzlichen Grenzwerte
der Bundesimmissions- schutzverordnung regeln zwar, wie
stark Mobilfunkstationen senden dürfen - je nach Netz 4,5
bis 9 Millionen Mikrowatt pro Quadratmeter (µW/m²).
Bei der Festlegung dieser Grenzwerte wurde aber lediglich
berücksichtigt, dass hochfrequente Strahlen das Gewebe erwärmen
können. Nicht jedoch die beobachteten biologischen Effekte,
die schon bei viel geringeren Strahlen- belastungen auftreten
können. Die derzeit vorbereitete Novellierung der Verordnung
wird voraussichtlich an den Grenzwerten nichts ändern. Doch
könnte künftig eine Regelung für die Standorte von Sendeanlagen,
insbesondere der Schutz von Krankenhäusern, Kindergärten
und Schulen, berücksichtigt werden, erwartet Dr. Wolfgang
Kemmer vom Bundesumwelt- ministerium.
Nach Studien von Dr. Lebrecht von Klitzing, Medizinphysiker
an der Universität Lübeck, veränderten sich schon bei einer
Kurzzeitbelastung mit nur 1000 µW/Quadratmeter im Labor
die Hirnströme und andere Funktionen des Nervensystems.
Inzwischen hält von Klitzing bereits 100 µW/Quadratmeter
für sehr bedenklich. Dem schließt sich Professor Günter
Käs an, Strahlenexperte an der Bundeswehr-Hochschule München:
»100 µW/Quadratmeter im Haus sind zu viel.« Beide sprechen
sich für 10 µW/Quadratmeter als empfehlenswerten und realistischen
Vorsorgewert aus. Die Bürgerwelle, der Dachverband der Bürger
und Initiativen zum Schutz vor Elektrosmog, fordert eine
Senkung der Grenzwerte auf 1 µW/Quadratmeter bzw. 0,01 µW/Quadratmeter
im Schlafbereich.
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DECT-Telefone
Digitale schnurlose Telefone des DECT-Standards (Digital
Enhanced Cordless Telecommunications) haben in Deutschland
viele Haushalte erobert. Ähnlich wie ein großer Mobilfunkmast
sendet die kleine Basisstation eines DECT-Telefons permanent
gepulste Mikrowellen mit einer Spitzenleistung von 250 Milliwatt
aus - unabhängig davon, ob Sie gerade telefonieren oder
nicht. Inwieweit diese Strahlung dem Menschen schadet, ist
noch nicht wissenschaftlich belegt. Es verdichten sich aber
Hinweise aus Studien, dass das Nerven- und Hormonsystem
des Menschen beeinträchtigt sowie Erbgutschäden und Krebs
gefördert werden.
Der Baubiologe und ÖKO-TEST-Berater Wolfgang Maes schildert
eindrucksvolle Beispiele aus der Praxis: »Ein Kunde klagte
über Schlafstörungen und Kopfschmerzen, seit gegenüber ein
Mobilfunkmast installiert wurde. Beim Messen stellte sich
heraus, dass der Sendemast noch gar nicht in Betrieb war,
sondern der Übeltäter die unscheinbare Basisstation eines
zeitgleich gekauften DECT-Telefons auf dem Nachttisch war.
ÖKO-TEST wollte jetzt wissen, ob sich die Telefone in ihrer
Strahlungsintensität unterscheiden und ob Apparate mit unbedenklichen
Strahlungswerten erhältlich sind. Deshalb wurden für 13
Modelle Messungen durchgeführt.
Das Testergebnis
• Elf getestete Telefone sind »ungenügend«, zwei schnitten
knapp mit »mangelhaft« ab. Unsere Untersuchung bestätigte,
dass Telefone des DECT-Standards permanent eine erhebliche
Dosis gepulster Strahlen aussenden.
• Die Strahlungsstärke der Telefone unterscheidet sich je
nach Produkt, ist insgesamt aber bei allen Apparaten deutlich
zu hoch.
Auch wenn DECT der am weitesten verbreitete Standard bei
den schnurlosen Telefonen ist, gibt es noch harmlosere Alternativen
am Markt. CT1+-Telefone arbeiten mit ungepulster Strahlung
mit einer Sendeleistung von zehn Milliwatt und funken nur,
wenn telefoniert wird. CT2-Telefone senden ebenfalls nur
beim Telefonieren mit maximal zehn Milliwatt, allerdings
ist es hier gepulste Strahlung. Geräte beider Standards
dürfen noch bis Ende 2008 betrieben werden, allerdings müssen
sich beide Standards ihren Frequenzbereich seit Anfang 2003
mit anderen Anwendungen teilen, sodass es zu Funkstörungen
kommen kann.
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Quellangaben
/ Verweise zu aktuellen Testergebnissen
• Ökotest:
Babyphone Test 2010 - Fast die Hälfte der Babyfone ist
"mangelhaft" oder "ungenügend".
•
DECT-Test - Erstmals erhält ein DECT-Telefon die Gesamtnote
"befriedigend"
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