|
Elektrische Felder
unterhalb Hochspannungs-Freileitungen und niederfrequente
Magnetfelder von Mobiltelefonen
Elektrische Felder sind ein wesentlicher und integraler
Bestandteil für das Funktionieren eines lebenden Gehirns.
Übersetzung eines Beitrages aus „Powerwatch“ (s. Link am
Ende; K. D. Beck) In einer neuen Arbeit [1], die im Top-Journal
„Nature Neuroscience“ veröffentlicht wurde, haben Neurobiologen
am California Institute of Technology (Caltech) bestätigt,
dass sehr schwach variierende elektrische Felder im Hirngewebe
[von Ratten] signifikant neuronales Verhalten beeinflussen.
Das ist wirklich der erste starke neurologische Nachweis,
der darauf hindeutet, wenn unsere Köpfe signifikanten EMF´s
unterliegen (insbesondere den sehr hohen elektrischen Feldern
unterhalb Hochspannungs-Freileitungen und auch niederfrequenten
Magnetfeldern von Mobiltelefonen, die niederfrequente elektrische
Felder in den Benutzer-Gehirnen induzieren), kann das -
wie schon vielfach vermutet wurde [2] - die Ursache von
Störungs-Problemen sein („elektromagnetische Verträglichkeit“).
Viele Wissenschaftler haben lange diese Möglichkeit verworfen,
dass Felder so niedriger Stärke dafür verantwortlich sein
könnten, obwohl sie bei der „Transkraniellen Magnetstimulation“
sehr hoch gepulste Magnetfelder verwenden, um Gehirne zu
stimulieren oder zu hemmen (und dabei elektrische Ströme
und somit elektrische Felder im Hirngewebe induzieren).
Obwohl diese Behandlung seit Jahren erfolgreich verwendet
wurde, ist der tatsächliche Mechanismus, nach dem das funktioniert,
nicht aufgeklärt. Es wird vermutet, dass er die Synapsen
depolarisiert - aber diese neuesten Forschungsergebnisse
legen nahe, dass sie auf das Wirken des subtilen elektrischen
Feldeffekts eines synchronisierenden Mechanismus zurückzuführen
ist. Die Tatsache, dass die Synchronisation Auswirkungen
hat, wie sie jetzt bei einer sehr niedrigen elektrischen
Feldstärke gefunden wurden, hat möglicherweise große Auswirkungen
auf die allgemeinen Leitlinien der EMF-Exposition. Das Gehirn,
ob wach und schlafend, ist voll in die elektrische Aktivität
eingebunden und besteht nicht nur aus den individuellen
Erregungen einzelner Neuronen, die miteinander kommunizieren.
In der Tat ist das Gehirn umgeben von unzähligen Überlagerungen
elektrischer Felder, die durch die neuronalen Schaltkreise
von Unmengen kommunizierender Nervenzellen erzeugt werden.
Die Felder waren einst als "Begleiterscheinung" der Gehirnfunktion
vorgestellt worden, ähnlich dem Klang des Herzens, der zwar
nützlich für die Diagnose eines fehlerhaften Herzschlages
durch den Kardiologen ist, aber nicht irgendeinem anderen
Zweck im Körpers dient, sagt Christof Koch, Professor für
Kognitions- und Verhaltenswissenschaften der Biologie und
neuronaler Systeme am Caltech.
Die neue Arbeit von Costas Anastassiou, Christof Koch und
Kollegen deutet darauf hin, dass zumindest niederfrequente
elektrische Felder viel mehr bewirken und vermuten lassen,
dass sie eine zusätzliche wichtige Form der neuronalen Kommunikation
darstellen. Koch sagte: "So weit die neuronale Kommunikation
bisher gedacht wurde, wickelt sich der Verkehr nahezu ausschließlich
über die Synapsen ab, den Kontaktstellen, die ein Neuron
mit dem nächsten verbindet. Unsere Arbeit lässt auf ein
zusätzliches Mittel der neuronalen Kommunikation durch den
extrazellulären Raum unabhängig von den Synapsen schließen."
…… Die Messung dieser Felder und deren Wirkungen macht es
erforderlich, ein enges Bündel („Cluster“) von winzigen
Elektroden in einem Volumen zu positionieren, dass dem eines
einzigen Zell-Körpers entspricht (d. h. in einer Entfernung
von weniger als 50 Millionstel eines Meters voneinander,
das ist etwa die Breite eines menschlichen Haares). "Weil
es so schwierig war, die vielen Elektroden innerhalb eines
so kleinen Volumens des Hirngewebes zu positionieren, sind
die Ergebnisse unserer Forschung wirklich neu", sagt Anastassiou.
Zuvor erklärte er, "niemand ist es vorher gelungen, dieses
Maß an räumlicher und zeitlicher Auflösung zu erreichen."
Eine "unerwartete und überraschende Erkenntnis war es, dass
bereits sehr schwache extrazelluläre Felder neuronale Aktivität
verändern können", sagt er. "Zum Beispiel beobachteten wir,
dass Felder von nur einem Volt pro Meter kräftig die „Spike“-Aktivität
[das „Feuern“] von einzelnen Neuronen verändern, und die
so genannte "spike-field-coherence" – d. h. die Synchronizität
erhöhen, mit der Neuronen [auf äußere Anregung] feuern.
"Wir wissen, dass im Innern des Gehirns von Säugetieren
extrazelluläre Felder leicht zwei bis drei Volt pro Meter
überschreiten können.
Unsere Ergebnisse lassen vermuten, dass dieser Effekt unter
solchen Bedingungen stark ausgeprägt ist." Was bedeutet
das für die Gehirn-Funktion? An dieser Stelle können wir
nur spekulieren, sagt Koch, "aber solche Feld-Effekte erhöhen
die Synchronizität, mit der Neuronen zusammen aktiv werden.
Dieses an sich verbessert die Fähigkeit dieser Neurone ihre
Ziele zu beeinflussen und ist wahrscheinlich eine wichtige
Kommunikations- und Berechnungs-Strategie, die das Gehirn
benutzt." Die Aktivität elektrischer - auch externer - Felder
kann während bestimmter Zustände des Gehirns starke kognitive
und Verhaltensveränderungen bewirken. Anastassiou erklärte
weiterhin: "Die Physik besagt, dass jedes externe Feld auf
die neuronale Membran einwirken wird. Jedoch wird besonders
die Wirkung von außen aufgeprägter Felder auch vom Gehirn-Zustand
abhängen. Man könnte sich das Gehirn als einen aufgeteilten
Computer vorstellen – denn nicht alle Hirnregionen zeigen
dasselbe Aktivierungs-Niveau zu allen Zeiten."
[1] Anastassiou CA, Perin R, Markram H, Koch C. Ephaptic
coupling of cortical neurons. Nat Neurosci. 2011 Feb;14(2):217-23.Epub
2011 Jan 16
[2] Alasdair and Jean Philips, Electromagnetic Fields: A
Human EMC Problem? (May 2006)
|
|